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Taizé: Versöhnungswerk eines ermordeten Schweizers

Vor 75 Jahren rief der Schweizer Roger Schutz die ökumenische Taizé-Bewegung ins Leben. Sie ist bis heute eine Erfolgsgeschichte – trotz des tragischen Endes ihres Gründers.

Die Taizé-Gemeinschaft vereint heute 80 Brüder aus etwa 30 Ländern. Sie wurde vor allem durch den Erfolg ihrer europäischen Jugendtreffen bekannt. Diese finden seit 1978 an verschiedenen Orten auf dem Kontinent statt. Die Treffen haben bislang insgesamt rund zwei Millionen junge Menschen aus verschiedenen christlichen Konfessionen angezogen. Die Schweiz war zweimal Gastgeberin: 2007 in Genf und 2017 in Basel. Nun feiert die Gemeinschaft ihr 75-Jahr-Jubiläum. Gegründet wurden Taizé 1944 in dem gleichnamigen Dorf im Burgund, zwischen Lyon und Dijon gelegen. Am Ostersonntag, dem 17. April 1949, legten die ersten sieben Brüder, die evangelischer Herkunft waren, ihre Gelübde ab und verpflichteten sich zu einem Leben in Ehelosigkeit, Gemeinschaft und Einfachheit. Schnell schlossen sich auch Katholiken der Bewegung an. Geleitet wurde die Gemeinschaft Taizé lange Zeit von ihrem Gründer, dem protestantischen Pastor und Theologen Roger Schutz aus dem Waadtland. Sein Ende kam aber plötzlich und brutal: Am 16. August 2005 erstach eine psychisch kranke Frau den 90-Jährigen während des Abendgottesdienstes in der Versöhnungskirche von Taizé.

Prioren aus drei Konfessionen

Manche argwöhnten damals, dass die Gemeinschaft mit dem Tod des unbestrittenen geistigen Vaters ihre Dynamik verlieren würde. Doch die Brüder in ihren hellen Kutten setzten das Werk fort. Der deutsche Katholik Alois Löser war 18 Jahre lang der Nachfolger. Im Dezember letzten Jahres übergab Frère Alois sein Amt als Prior an Frère Matthew (mit bürgerlichem Namen Andrew Thorpe). Der Brite gehört der anglikanischen Konfession an. Damit hat die Gemeinschaft in ihrer Geschichte drei Prioren aus drei verschiedenen Konfessionen gehabt. Auch heute strömen Jugendliche weiter nach Taizé und zu den europäischen Treffen, die jedes Jahr um Silvester in einer anderen Stadt Station machen. Man habe eine ganz erstaunliche Erfahrung gemacht, hiess es einst vom damaligen Prior Alois: «Dass der Tod von Frère Roger, so grausam er war, uns noch näher zusammengebracht hat in unserer Communauté, unter uns Brüdern.»

Gebete, Sinnsuche, Bibellektüre

Die meisten Brüder wohnen in Taizé selbst. Etwa ein Viertel von ihnen lebt in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika und teilt ihren Alltag mit Benachteiligten, Strassenkindern und Aussenseitern. In Taizé nehmen die Brüder der Gemeinschaft zusammen mit Schwestern aus anderen Gemeinschaften und mit Unterstützung von Freiwilligen das ganze Jahr über Jugendliche auf. Gebet, Sinnsuche und Bibellesen sind Teil des Programms, das in der Stille beobachtet wird.

Quelle: www.ref.ch, 15.04.2024