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Thun-Strättligen: Zum Jubiläum das Passionspanorama begreifen

In diesem Jahr feiert die reformierte Kirchgemeinde Thun-Strättligen 550 Jahre Passionspanorama Scherzligen. Zum Jubiläum sollen Führungen und weitere Veranstaltungen das beeindruckende Wandbild würdigen.

Die Via Dolorosa (Schmerzhafter Weg) ist wohl die bekannteste Strasse in Jerusalem. Sie beginnt am Löwentor und führt durch verwinkelte Gassen der Jerusalemer Altstadt bis zur Grabeskirche. Dieser Pilgerweg lässt den Besucher auf den Spuren Jesu wandeln und entführt in jene Zeit, als Jesus verraten, verurteilt und gekreuzigt wurde. Insgesamt 21 Szenen weist das Passionspanorama in der Kirche Scherzligen auf, das in diesem Jahr 550 Jahre alt ist. Pfarrer Markus Nägeli hat sich über einen langen Zeitraum intensiv mit dem raumgreifenden Fresko auseinandergesetzt. 1469 bekam «Peter, Maler von Bern», den Auftrag, an der Südostwand der Kirche, in Richtung Jerusalem, ein beachtliches Passionsbild entstehen zu lassen. Erstmals in der Geschichte, so Nägeli, wurde eine möglichst realistische Darstellung des damaligen Jerusalem und der Passionsstationen verwirklicht. Zahlreiche Indizien würden darauf hindeuten, dass die Stiftung dieses Bildes vom bekannten Ritter Adrian von Bubenberg in Auftrag gegeben worden sei. Bubenberg, Herr von Spiez und Strättligen, Besitzer der Schadau, Jerusalem-Pilger, mehrmaliger Schultheiss von Bern und ein Freund von Bruder Klaus, teilte dessen Vorliebe für die Spiritualität der «Devotio moderna» (religiöse Erneuerungsbewegung innerhalb der Kirche ab dem 14. Jahrhundert).

Auch ohne Wallfahrt

Das Wandbild soll dem Betrachter die Möglichkeit bieten, auch ohne Wallfahrt meditativ das Geschehen der Passion nachzuvollziehen. Die Wandmalerei wurde erst 1922 wiederentdeckt und mehrfach restauriert. Der heutige Zustand des Passionspanoramas ist ein Abglanz vergangener Pracht. Nach der Reformation wurde ein Fenster herausgebrochen, was das Bild stark beschädigt hat. Doch obwohl die Farben hinter dicken Putzschichten verblassten und Teile der Darstellung unwiederbringlich verschwanden, wissen die 21 Szenen noch viel zu erzählen. Erwähnenswert ist beispielsweise, dass die bildhafte Chronologie nicht mit dem Tod Jesu endet. Auf der linken Seite der Kreuzigungsszene ist das Heilige Grab abgebildet. Der auferstandene Christus steigt, von Engeln flankiert, aus dem Grab, während Soldaten, die ihn bewachen sollen, schlafen. Wer sich in das Geschehen der Passion vertieft, soll nicht in Leiden versinken, sondern sich von der Botschaft der Auferstehung gehalten wissen.

Pfarrer Markus Nägeli hat sich sowohl mit dem Passionspanorama als auch mit dem denkbaren Stifter Adrian von Bubenberg detailliert auseinandergesetzt und so manche These entwickelt. Ab Anfang Juni bis Ende Oktober bietet das Team der Führungsgruppe Interessierten jeden Sonntag Kirchenführungen an. Fünf Termine sind im Schwerpunkt dem Panorama gewidmet. Auf Anfrage sind auch spezielle Gruppenführungen möglich.

- Flyer 550 Jahre Scherzliger Passionspanorama (pdf)

- Flyer Öffentliche Führungen 2019 (pdf)

Quelle: Thuner Tagblatt, 28. Mai 2019, Christina Burghagen